Virginize 6WA-Cluster

  • Hallo Aufrüster und Selbermacher!


    Auch wenn der potentielle Interessentenkreis vermutlich sehr gering sein wird, möchte ich dieses Thema trotzdem aufgreifen.

    Ich jedenfalls wäre dankbar gewesen, bei meinen Recherchen hier etwas zu finden, ohne ewig lange Bruchstücke zusammensuchen zu müssen.

    Der Thread richtet sich an alle, die

    - ihren F45 / F46 mit einem 6WA-Kombiinstrument hochrüsten wollen

    - ihr defektes 6WA-Kombiinstrument ersetzen müssen und nicht 1000++ Euro berappen wollen.


    Damit die Kritiker nicht gleich wieder erhöhte Leerlaufdrehzahl erreichen:

    Es handelt sich NICHT um eine Anleitung zur Kilometerstandsmanipulation des FAHRZEUGS !!!!!

    Dazu wäre erheblich mehr nötig!


    Ein bisschen technisches Verständnis und elektronische Kenntnisse sind allerdings schon Voraussetzung für dieses Vorhaben.

    Wer also noch gar nie was an seinem Fahrzeug umgebaut / repariert / codiert hat, sollte garantiert nicht hiermit beginnen.

    Ich beschreibe natürlich nur den von mir gewählten Weg mit den von mir vorgefundenen Verhältnissen.

    Ich würde mir auch niemals anmaßen, diese Vorgehensweise für alle Cluster-Varianten als gangbar zu deklarieren!

    Wie immer: Nachmachen auf eigene Verantwortung!


    Ziel:

    Meinen F46 mit einfachem Cluster (Kombiinstrument) auf 6WA hochrüsten; dem anderen Ziel geschuldet, diverse Ausstattungsmerkmale nachzurüsten.


    Also im ETK rausgesucht, welche Telenummer zum Herstellungszeitpunkt meines Fahrzeugs verbaut wurde.

    Ergebnis in meinem Fall: 6210 6847117.

    In der Bucht ein passendes Objekt gefunden, welches im abgesteckten Preisrahmen (150€) lag.

    Dieses war zwar in einem X1 F48 verbaut, tut aber nix zur Sache, da abschließend ohnehin die Software neu geflasht werden muss.


    Wichtig: Kilometerstand des Spenderfahrzeuges SOLLTE niedriger sein, als der eigene, dann muss nur die VIN platt gemacht werden. Natürlich kann man auch versuchen, den Kilometerstand auf "0" zurückzusetzen (daher "virginize").


    Benötigte Materialien:

    - Natürlich den 6WA-Cluster

    - Programmer (zB R270+)

    - Dazu passende Software (zB v1.20)

    - PC mit XP oder WIN7 (oder VM); daran wäre es bei mir fast gescheitert =O

    - 12-poligen Stecker zur Versorgung des Clusters

    - Optional, aber sehr nützlich: Testclip SOP8 / SOIC8


    Die Schritte im Groben:


    1.) Sicherstellen, dass der Cluster funktioniert

    2.) Spätestens jetzt den Cluster zerlegen

    3.) Betroffenes EEPROM identifizieren

    4.) EEPROM entweder auslöten und in den Programmer legen oder Testclip ans EEPROM

    5.) Programmer-Software auf Rechner mit XP oder WIN7 installieren

    6.) Inhalt des EEPROMS auslesen und abspeichern auf HDD, falls was schiefgeht

    7.) Im Hex-Editor die Spender VIN identifizieren und mit "FF"s überschreiben

    8.) BIN-Datei unter neuem Namen speichern auf HDD und aufs EEPROM schreiben

    9.) Punkt 6. wiederholen und sicherstellen, dass VIN nicht mehr existiert

    10.) Bei Bedarf mit Programmer Kilometerstand ändern, anschließend ins EEPROM schreiben

    11.) Punkt 6. wiederholen und sicherstellen, dass Kilometerstand geändert ist

    12.) Sicherstellen, dass der Cluster funktioniert und den evtl. geänderten Kilometerstand anzeigt

    13.) Spätestens jetzt den Cluster wieder zusammenbauen und für die spätere Verwendung bereithalten


    Für alle, die es tatsächlich interessiert, geht es gleich weiter mit näherer Beschreibung und ein paar Bildern.


    Gruß


    Mike

    "Schließe ich mal meine Augen, seh' ich 12 Affen mit bunten Hauben;

    Seh' Kinder, die die Welt regieren, Clowns, die mit Munition jonglieren ..." (Torsten "Nord" Scharf)

  • Das Ganze nun etwas detaillierter, aber auch nicht Alles als "Step-by-Step"-Version.


    Wenn zu den einzelnen Schritten Fragen bestehen, gerne posten, dafür ist der Thread schließlich auch da!


    1.) Sicherstellen, dass der Cluster funktioniert:

    - 12-poligen Stecker konfektionieren: +12V an Pin 1 + 2; Masse an Pin 7 + 8; optional: +12V (Klemme 15) als Wake-Up an Pin 11

    - Versorgung einschalten; Stromaufnahme in meinem Fall ca. 0,4A bei 13,2V, solange der Bootvorgang läuft (Zeiger zucken evtl, Motörchen drehen evtl)

    - Nach Beendigung des Bootvorgangs sinkt Stromaufnahme auf fast "0"

    - Nach Drücken der Taste links unten (Trip / Reset) wird für kurze Zeit der Kilometerstand angezeigt:


    Cluster_6WA_virginize_2.jpg


    2.) Spätestens jetzt den Cluster zerlegen

    Hier verzichte ich auf Details, da es vermutlich einige unterschiedliche Versionen gibt.

    In meinem Fall: Vier Torx-Schrauben lösen, sechs Clips / Laschen vorsichtig aufhebeln, dann geht der Frontteil ab.


    So sollte es dann aussehen:


    Cluster_6WA_virginize_5.jpg


    Jetzt vorsichtig den Instrumenten-Teil vom Mainboard abhebeln. Dazu reichen die Finger!


    Cluster_6WA_virginize_7.jpg


    3.) Betroffenes EEPROM identifizieren:

    Wie im Bild mit dem blauen Pfeil angedeutet, das achtbeinige EEPROM identifizieren.

    Auch hier gilt, Anleitung ist nur für meine Verhältnisse beschrieben.

    Bei meinen Recherchen habe ich einige unterschiedliche Layouts des Mainboard gesehen.

    In älteren Versionen scheint die VIN sogar in beiden EEPROMs gespeichert zu sein.


    In meinem Fall handelt es sich um einen M35160WT, wie sich gut erkennen lässt:


    Cluster_6WA_virginize_10.jpg


    Nun folgt eine der wichtigsten Entscheidungen:


    4.) EEPROM entweder auslöten und in den Programmer legen oder Testclip ans EEPROM


    Ich habe mich für den Testclip entschieden, da hier schon mal das Risiko der Überhitzung des Chips ausgeschlossen ist.

    Dafür muss allerdings das Tester-Board des Programmers noch modifiziert werden.

    Das soll wiederum einen eigenen Post verdienen ... :D


    Mike

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    Seh' Kinder, die die Welt regieren, Clowns, die mit Munition jonglieren ..." (Torsten "Nord" Scharf)

  • 4,5.) Programmer mit Testclip modifizieren:


    Burner-Board des Programmers analysieren:


    Cluster_6WA_virginize_13.jpg


    U2 stellt eine Parallelschaltung zu den Pins der Testfassung dar. Habe dies sicherheitshalber Pin für Pin nachgemessen.

    Also: Basisplatine des Testclips an der Ecke / Seite auf Höhe Pin1 "dremeln", bis der Elko ausgespart ist.

    Dabei nicht großzügig arbeiten, sondern in kleinen Schritten vorgehen. Immer darauf achten, dass keine der beiden Leiterbahnen (oben und unten!) weggefräst wird!

    Wenn mechanisch passend, dann die Basisplatine des Testclips in die vorgesehenen Pins bei U2 einlöten. Dabei auf die Kennzeichnung der Pins achten (roter Draht = Pin 1).

    Pin 1 bei U2 siehe blauer Pfeil.

    Nachdem ich ein qualitativ miserables Exemplar (des Testclips) erwischt habe, sitzen die Pins schräg in der Platine. Ergo musste ich noch für zusätzliche Isolation am 26-poligen Stecker sorgen.


    Cluster_6WA_virginize_14.jpg



    5.) Programmer-Software auf Rechner mit XP oder WIN7 installieren


    Die mitgelieferte Programmer-Software (R270 v1.20) ist für Win XP konzipiert und lief bei mir nicht auf WIN 10, egal welche Kompatibilitätseinstellungen ich gewählt habe.

    Also das Haus auf den Kopf gestellt und tatsächlich noch einen 15 Jahre alten Laptop meiner Tochter mit WIN 7 gefunden.

    Darauf ließ sich die Software installieren und sogar der USB-Treiber funktionierte sofort.

    Allerdings war keine Serial-Nummer dabei, bisher weiß ich auch noch nicht, ob die aufgetretenen Probleme damit zu tun haben.


    6.) Inhalt des EEPROMS auslesen und abspeichern auf HDD, falls was schiefgeht


    Strom und USB vorsichtshalber abmachen.

    Also vorsichtig (und in meinem Fall mit Lupe) den Clip an den Chip. Pin 1 natürlich auch hier wieder beachten.


    Cluster_6WA_virginize_17.jpg      Cluster_6WA_virginize_18.jpg



    Strom und USB wieder an den Programmer.

    Software starten . Bei "Select IC-Type" auf MCU klicken und im Untermenü "160D35160" wählen.

    Vorsichtshalber noch bei "Memory" "Eeprom" anwählen.


    Dann auf die Schaltfläche "Read" klicken und hoffen ...


    Cluster_6WA_virginize_21.jpg



    War der Lesevorgang erfolgreich, dann haben wir schon mal einen wichtigen Schritt geschafft.

    Gleich auf "Save BIN-File" klicken und dem Ding einen Namen geben, der später auch assoziiert, dass es sich um ein Backup des Originalzustandes handelt.


    Jetzt kommt der etwas diffizilere Teil der Angelegenheit:


    7.) Im Hex-Editor die Spender VIN identifizieren und mit "FF"s überschreiben


    Ich habe echt lange nach einer "VIN lang" gesucht, aber keine gefunden.

    Zweimal "VIN kurz" war relativ schnell entdeckt.

    Und nein, ich gebe keine Adresse an, es kann jeder die Screenshots als Anhaltspunkt wählen.

    Was mich an dieser Stelle eine halbe Stunde Schwitzen gekostet hat:

    Die Programmer-Software zeigt im Hex-Editor-Mode zwar die einzelnen Speicherstellen korrekt an, die Spalte rechts zum Lesen in ASCII zeigt jedoch nur 14 der 16 Bytes an.

    Daher besser das abgespeicherte BIN-File mit einem Hex-Editor (zB HxD) laden und die Speicherstellen verifizieren.


    Nun die beiden 7-Byte langen Einträge mit FF überschreiben (nicht mehr und nicht weniger!), anschließend wieder Save-BIN-File mit einem NEUEN NAMEN!


    Cluster_6WA_virginize_26.jpg       Cluster_6WA_virginize_27.jpg


    Jetzt wirds spannend:


    Tief durchatmen und


    8.) Aufs EEPROM schreiben!


    Erst nochmal alles double- und triple-checken!

    Dann auf "Write" klicken und erneut hoffen, dass es anschließend so aussieht !!!


    Cluster_6WA_virginize_28.jpg


    In den ersten beiden Zeilen steht übrigens der Kilometerstand, ist jedoch durch das EEPROM vor neugierigen Augen geschützt.



    Mike

  • Weiter gehts:


    9.) Punkt 6. wiederholen und sicherstellen, dass VIN nicht mehr existiert


    Sicherheitshalber habe ich den Programmer abgestöpselt (nur Netzteil und USB!) und WIN 7 neu gestartet.

    Anschließend Programmer-Software wieder starten und erneut auslesen. In den zuvor ermittelten Speicherstellen, deren Adresse wir uns gemerkt haben, muss jetzt zwei mal sieben mal FF stehen. Damit wäre jetzt alles gut und ich könnte wieder zusammenbauen.


    Aber ich wäre nicht ich, wenn ich an dieser Stelle nicht ein unsagbares Verlangen gespürt hätte, die Änderung des Kilometerstandes auszuprobieren.

    Selbstverständlich nur im Dienste der Wissenschaft; takin' one for the team ...

    Nachahmung NICHT empfohlen !!!!


    Also:

    10.) Bei Bedarf mit Programmer Kilometerstand ändern, anschließend ins EEPROM schreiben


    Mit einem Klick auf die Schaltfläche "Blank M35080" öffnet sich folgendes Menü:


    Cluster_6WA_virginize_29.jpg


    Typ des EEPROMs und Kilometerstand werden richtig erkannt.

    Also auf die Schaltfläche "Change Odometer" geklickt.

    Den alten Kilometerstand und den neuen Wunsch eingegeben und schreiben lassen.

    Irgendwo unterwegs hat sich der Programmer dann aufgehängt und ließ sich nicht mehr aus dem Nirwana zurückholen. Kein Neustart der Software oder WIN 7 half.

    Ergo letzte Maßnahme: Netzteil weg und hoffen, dass die letzte Meldung "Erasing EEPROM" nicht bedeutet, dass das EEPROM sich nicht mehr beschreiben lässt.


    Also schnell alles weg und wieder dran, Reboot und ausgelesen.


    Inhalt des EEPROMs scheint intakt zu sein, nur die Änderung des Kilometerstandes hat nicht funktioniert wie gewünscht.


    Cluster_6WA_virginize_32.jpg


    Neuer Odometer: 12288km. Wie der zustande kam? Keine Ahnung

    Schaden bleibt aber beherrschbar, da immer noch weit unter meinem Fahrzeug.


    Natürlich juckt es mich in den Fingern, Punkt 10.) nochmal in Angriff zu nehmen.

    Momentan sind die Argumente "Auf Sicherheit gehen" aber noch in der Übermacht.

    Sollten die Hemmungen nachlassen und ein weiterer Versuch erfolgen, werde ich über die Ergebnisse natürlich berichten ...


    Punkt 13.) ist simpel, nur eine umgekehrte Reihenfolge von Punkt 2.)


    Einbau ins Fahrzeug, welcher ja nunmal die letzten gesicherten Erkenntnisse bringt, muss noch warten, da ich erst mal sämtliche Dependencies des Kombiinstruments klären muss.

    Das Codieren und Flashen ist für mich als Laie nochmal ein erheblicher Aufwand, den ich nicht auf die leichte Schulter nehme!


    Sollte ich mit diesem Thread jemandem geholfen haben:

    "A click on 'thumb up' never hurt nobody ... "


    Gruß


    Mike

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    Einmal editiert, zuletzt von run-mike ()

  • Update:

    Nachdem ich den alten Laptop wohl entsorgt habe, musste ich nach einer Lösung für Windows suchen. Die Software "R270" funktioniert in der Version 1.16 auch unter Win10!


    Gruß


    Mike

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