Hallo und guten Abend,
gestern hatte ich meinen neuen 225xe Active Tourer (Ausstattungsdetails siehe unten) vom Händler abgeholt und ihn dann ca. 580 Kilometer nach Hause gefahren. Gern schildere ich meine ersten Eindrücke:
- Fahrgefühl: Auf der langen Strecke fing das Auto zu keinem Zeitpunkt an, mich zu nerven. Der Verkehr, zumeist auf der Autobahn, war relativ dicht, nur mit einigen "Lichtblicken". Entsprechend dem Ratschlag in der Anleitung fuhr ich diese erste Strecke nicht schneller als mit 160 km/h. Das Fahrwerk war recht straff, dabei aber nicht unkomfortabel mit "Buckelpistengefühl" - es kam also weder dieses Gefühl auf, in einem "dicken Schiff" zu fahren, noch ruckelte es zu sehr. Die über 200 PS kann man übrigens auch tatsächlich "abrufen", wenn man die Fahrmodi entsprechend einstellt.
- Sitzkomfort: Ich hatte Sportsitze bestellt. Die sind wirklich gut - und zwar auch frauentauglich! Ich schreibe das deshalb, weil einige Sportsitze der Konkurrenz auf eher wuchtige Männer ausgelegt sind. Fährt eine Frau solch ein Auto, kann es geschehen, dass ihr Oberkörper dennoch keinen Halt findet, sondern sie im Sitz herumrutscht und sich darüber ärgert. Bei den Sportsitzen im BMW ist die Weite der Seiten-"Ohren" elektrisch verstellbar. Eine Lordosenstütze benötigt man mit diesen Sitzen übrigens nach meinem Empfinden nicht. In Autos habe ich persönlich bei längeren Fahrten eher keine Probleme mit dem unteren Rücken, sondern am Nacken. In den BMW-Sportsitzen hatte ich diese Probleme nicht. Dazu trägt auch - jenseits der Sitze - bei, dass sich das Lenkrad sehr gut anpassen lässt (verstellbar in alle sechs Richtungen).
- Fahrmodi: Ich war erstaunt, wie viel die Fahrmodi ausmachen. Ich hatte das Gefühl, drei verschiedene Autos zu fahren ("Sport" - "Comfort" - "Eco Pro"). Der Modus "Eco Pro", den ich für die lange Autobahnstrecke zusammen mit "Auto e-drive" wählte, war alles andere als sportlich, aber sehr effizient und für eine Autobahnfahrt auch sehr komfortabel. In der Stadt ist das doch eher etwas "schleichig" - nichts für nervöse Momente.
- Elektrisch: Wenn man ein Streckenziel ins Navi eingibt, teilt die Elektronik die Strecke in rein elektrische und gemischte Fahrtanteile auf. Ein wenig bleibt die Unterstützung des Elektromotors während der Fahrt erhalten. Die Rekuperation beim Bremsen und bei Bergabfahrten bringen gelegentlich 1 bis 2 km auf der Anzeige für die elektrische Reichweite "neu" ein. Alles in allem lag der Verbrauch bei zügigem Tempo und dichtem Verkehr mit dem einen oder anderen Stau (ca. 100 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit; Tempomat-Einstellung auf 140 km/h, gelegentlich 160 km/h) sowie durch-bullernder Heizung (wir sind Frostbeulen) bei Außentemperaturen von ca. 2-5 Grad Celsius bei 5,6 Litern Benzin und 5,4 kWh auf 100 km. Da kann man sich nicht beschweren. Heute bin ich zudem ca. 20 Kilometer Kurzstrecken in der Stadt gefahren. Ein Mode-2-Ladekabel für öffentliche Säulen ist übrigens mitgeliefert.
- Statistik Elektro: Von inzwischen 598 gefahrenen Kilometern ist das Auto laut "Remote"-Webseite 71,7 Kilometer rein elektrisch gefahren. Damit habe ich 18,9 Liter Kraftstoff gespart. Meine Stromkosten bisher: 4,96 Euro an öffentlichen Ladesäulen (ich habe keine zu Hause).
- Achtung, unpraktische Werkseinstellung! "Ab Werk" ist die Ladung auf "minimal" eingestellt. Das wusste der Händler offenbar auch nicht, der den Wagen stundenlang an der Ladung hatte und ihn mir mit nur ca. 70% Ladung übergeben hatte.
- Reichweite: Nach Volladung werden mir 42 Kilometer angezeigt; wie gesagt lasse ich die Heizung aber voll laufen.
- Das Navi selbst: Obwohl es das "kleine Navi" ist, ist es mit dem zugebuchten "Real Time Traffic Information" absolute Spitze. Es lädt übrigens Kartenupdates für Deutschland "over the air" (und meldete sich hierzu nach ca. 100 km Fahrt nach Inbetriebnahme); nur wenn man für ganz Europa die neueste Version haben möchte, benötigt man noch USB. Die Verkehrsinformationen waren absolut aktuell, und die geschätzte Ankunftszeit stimmte, nachdem sich die Staus vor uns aufgelöst hatten, auf die Minute.
- Fahrassistenz: Wirklich beeindruckend. Deutlich besser als die Konkurrenz. Da es sich um eine rein kamera-, nicht radarbasierte Fahrassistenz handelt und kein Spurhalteassistent mit Lenkeingriff dabei ist, hatte ich zunächst eine Komforteinbuße gegenüber den assistierten Autos befürchtet, die ich gelegentlich gemietet hatte. Ganz im Gegenteil! Es ist erstaunlich, was das System erkennt, und worauf es reagiert (es kann gut sein, dass die Software gegenüber den 2017er Modellen verbessert worden ist). Es ist erholsam, keinen ruppigen "Mitlenker" zu haben, der einen zum Beispiel mal auf den Pannenstreifen fahren lassen will (Ford) oder einen Assistenten, der zwar lenkt, einen aber dauernd anklingelt, wenn man nicht mitlenkt, dann aber fast mit vollem Karacho eine Baustellenabsperrung durchfahren möchte (Audi). Der BMW ist präsent und funktioniert. Auf der Autobahn hat der Abstandstempomat jedes (!) Auto rechtzeitig erkannt und auch auf "Spurwechselidioten" stets rechtzeitig reagiert. Der Effekt, dass bei einer Fahrt auf der mittleren Spur in einer Linkskurve die LKWs auf der rechten Spur berücksichtigt werden, ist wirklich minimal und führt nach einer Geschwindigkeitsverringerung von ca 1-2 km/h sofort zu einer Selbstkorrektur - es sei denn, der LKW schlingert auf seiner Spur herum, dann hält der BMW eine respektvolle Distanz. Manchmal hatte ich daher das Gefühl, das Assistenzsystem denkt wirklich mit. Im Stau ist der Stauassistenz wirklich hilfreich und lenkt dann auch aktiv mit. Es trifft auch nicht zu, dass man bei Verwendung des Stauasssistenten keine Rettungsgasse bilden kann: Nach einer sanften Lenkbewegung nach links blieb der Assistenz auch links. Die Maximalgeschwindigkeit von 140 km/h stört auch zumindest im dichten Verkehr nicht wirklich (außerhalb Deutschlands fährt eh niemand schneller): Wenn man mit dieser eingestellten Geschwindigkeit fährt, überholt man dennoch sehr viele Langsamfahrer bzw, landet hinter ihnen. Was ich auch mochte: Wenn ich zum Spurwechsel ansetzte, um einen Langsamfahrer vor mir zu überholen, und hierfür blinkte, beschleunigte der BMW trotz auf der "alten Spur" vorausfahrendem Fahrzeug bereits am Anfang des Spurwechsels, wenn der Abstand zum Vorausfahrer auf der "alten" Spur nicht sehr gering war. Ich hatte den Eindruck, das Assistenzsystem beginnt dann, sich bereits an der Verkehrslage auf der neuen Spur zu orientieren, so wie es ein menschlicher Fahrer ja eben auch macht. Eines kann das System aber nicht: Wenn ein "Einäugiger" mit kaputtem Rücklicht vor einem fährt, der zudem dunkel lackiert ist, wird er vom System anscheinend nicht erkannt. Übrigens funktioniert der Abstandstempomat auch in der Stadt super. Man muss nur 50 km/h einstellen, lenken und vor roten Ampeln halten und natürlich beim Abbiegen Radfahrer und Fußgänger durchlassen, den Rest macht der BMW. Ich weiß allerdings nicht, wie er mit Fahrradfahrern und diesen Mopeds umgeht, das muss ich noch sehen - wegen meiner Erfahrung mit dem "Einäugigen" werde ich da vorsichtig sein.
(Teil 2 folgt)